Liebe Community,
Endlich war es soweit. Am 11.09.2021 stand ich nach 18 Monaten wieder auf einer Startlinie in Deutschland zusammen mit anderen Menschen. Nach einem Jahr Pause konnte ich zum vierten Mal an den hessischen Berglauf-Meisterschaften teilnehmen. Dieses Jahr fanden sie wieder in der Nähe von Kassel sin Meißner-Abterode statt. Eine Ausnahme wurde letztes Jahr gemacht, als sie im Kassel beim Herkules-Berg stattfanden.
Was mich an dem Tag trotzt eines Weckers um 5.30 Uhr strahlen lassen hat, war vor allem die Tatsache, dass ich Nora, eine Lauf-Kollegin vom gleichen Verein, gesehen hätte. Dank ihr konnte ich überhaupt ans Ziel bzw. an den Start kommen. Denn wenn du nicht expert im Berglauf bist und nicht in Hessen läufst, sagt dir den Namen von dieser kleinen Gemeinde sehr wahrscheinlich nichts. Die Fahrt bis dahin ist von Frankfurt, nämlich sehr weit. Der Lauf ist aber sehr schön und hat 9,4 km mit 460 Hm anzubieten.
Seit meinem ersten Tischtennis-Turnier als ich neun Jahre alt war, bin ich vor Wettkämpfe sehr aufgeregt. Auch dieses Mal hatte ich ein faules Gefühl im Magen. Meine Vernunft versteht das immer noch nicht, aber mein Körper spricht immer klar. Dieses Mal habe ich versucht mit meinem Körper in Verbindung zu kommen und aktiv etwas zu machen. Denn ein Besuch zur Toilette hilft mir in der Regeln nicht weiter. So habe ich meine Augen zugemacht und angefangen langsame Schritte und tiefe Atemzüge zu machen. Ich konnte nach und nach spüren, wie meine verkrampfte und harte Bauchdecke sich langsam lockerte. Als ob ich die Zauberfee gerufen hätte, wurde mein Magen schnell ruhig und ich wurde wiederum entspannter. Das Vertrauen war dieses Mal auch an der Startlinie, zu mindestens wusste ich, dass ich gleich Spaß am Berg gehabt hätte.
Ich habe mich sehr auch darüber gefreut als ich hörte, dass eine Corona-Maßnahme gefunden wurde, die ermöglichte an allen Läufer: innen gemeinsam zu starten. Nach ein paar Metern im Alleingang wurde ich überholt und der Mann fing an genau meine Geschwindigkeit zu laufen. Beim Kilometer 3,5 lief er dann zur Seite rief dann freundlich zu mir: „Der Berg ist dein Ding“. Mein Lächeln konnte sich nun nur weiter ausbreiten und Schritt für Schritt wurden meine Frequenzen höher, der Schritt wurde flacher und ich kam immer höher und höher. Die Strecke geht an dieser Stelle zwei Kilometer lang einfach steil hoch, um dann ganz abzuflachen. Mein Vertrauen wuchs noch weiter als meine Beine sich bei diesem Wechseln wieder aktiv und frisch anfühlten. Dies hatte ich seit langem nicht mehr gespürt und ist ja ein Zeichen vom Training. Nach dem sechsten flachen Kilometer ist das Ziel nicht mehr so weit und ein Kilometer vor dem Ziel fing sogar ein sanftes Nieseln an. Ich fühle mich wie vom Nebel sanft angefeuert und im geborgen Raum. Diese bekannte Strecke schenkte wieder einen Wimpel, der für mich eine große Bedeutung hat.
Gerade laufe ich noch viermal in der Woche und das restliche Training ist alternativ. Dieser Wettkampf hat mein Körper allerdings noch fast die ganze kommende Woche gespürt. Es ist ja nicht leicht einen zarten Körper wieder auf die Schiene zu bringen, aber es ist einfach wunderbar. Im Bericht vom HLV wird vermutet, dass meine Zeit, die 4 Minuten langsamer als im Jahr 2019 war aufgrund der fehlenden Konkurrenz oder der Wetterbedingungen war. Ich bin ja stark der Meinung, dass nach meinem schwierigen Jahr mein Leistungswuchs nicht so rasch sein kann. Es geht aber Schritt für Schritt wieder aufwärts.
Bis ganz bald,
Clara
Bild von Jochen Miersch & Klaus Ceh-Miersch: https://www.hlv.de/hlv/news/details/news/robert-meier-und-clara-costadura-holen-die-landesmittel-im-berglauf