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Sportlerprofil by Larasch

46. BMW Berlin Marathon 2019

2:14:54h und bester deutscher Läufer beim 46. BMW Berlin Marathon. Ich bin unglaublich stolz auf meine Leistung und eine große Zufriedenheit stellt sich ein. Vor zwölf Wochen habe ich mit der Vorbereitung angefangen, habe mir bei jedem Wetter die Schuhe geschnürt und bin häufig an meine Grenzen gegangen. Mehr als 30km am Tag waren in diesen Wochen keine Seltenheit, aber bis auf Kleinigkeiten konnte ich die Vorbereitung wie geplant abschließen. Zwölf Wochen für diesen einen Moment, wenn man durchs Brandenburger Tor läuft und etwas später über die Ziellinie.

Das Wochenende - Protokoll

Freitag: Nach der Anreise ging ich erstmal zur Akkreditierung, um meine Startunterlagen abzuholen. Danach bezog ich mein Zimmer im Hotel und ging zum Abendessen zurück ins Intercontinental Hotel.
hier traf ich eine Menge bekannte Gesichter.

Samstag: Um 9:30Uhr ging ich für 30 Minuten locker joggen im Tiergarten und lief dann noch einen Kilometer im angestrebten Renntempo. Im Anschluss nahm ich am obligatorischen technischen Meeting teil, wo alle relevanten Informationen bezüglich des Marathons besprochen werden. Jetzt folgte das Mittagessen, auf das ich einen Tag vor dem Marathon besonderen Wert lege, um genügend Kohlehydrate aufzunehmen. Langweilig wurde mir nicht, da ich viele Leute getroffen habe und eine Menge Essen auf mich wartete. Abends gab ich noch meine präparierten Flaschen ab. Um kurz nach 10 ging dann das Licht aus, da der Wecker früh klingeln sollte.

Der Marathontag

Lange habe ich auf diesen Tag gewartet und jetzt war er endlich da. Um 4:45Uhr bin ich dann aufgestanden, habe mich angezogen und bin 10min ganz locker gelaufen. Im Anschluss ging ich duschen und aß drei Brötchen mit Honig. Die Nervosität war hoch, aber auszuhalten. Um kurz nach 7Uhr ging ich dann zusammen mit meinem Trainer in Richtung Intercontinental, wo Busse auf uns warteten, die uns direkt an den Start bringen sollten. In der Lobby des Hotels warteten eine Menge Athleten und Trainer und Manager nervös auf den Zeitpunkt der Abfahrt. Dann ging es los und kurze Zeit später fand ich mich in einem Zelt für Eliteathleten wieder. Hier bereitete ich alles vor und wartete darauf endlich einlaufen zu können. In diesen Momenten vergeht die Zeit einfach langsamer. Um 8:20Uhr lief ich mich knapp 15 Minuten locker ein, machte im Anschluss leichte Mobilitätsübungen, eine moderate Steigerung und dann ging es auch schon Richtung Startlinie. Im Startblock wippten alle nervös hin und her und warteten auf den Startschuss.

Das Rennen

Es stehen einfach unglaublich viele Starter in Berlin an der Startlinie. Es ist schon echt beeindruckend, wenn man die Bilder im Fernsehen sieht. Alleine um eine Zielzeit von 2:15h waren eine Menge Leute in der Liste. Perfekt für mich. Am Samstag konnten wir außerdem Tobias Blum gewinnen für das richtige Tempo zu  sorgen. Nachdem der Startschuss gefallen ist, lief erstmal alles durcheinander. Es war gar nicht so leicht einerseits die passende Gruppe zu finden und andererseits nicht zu schnell anzugehen. Aber es ordnete sich dann doch recht schnell und der Zug konnte die richtige Fahrt aufnehmen. Die erste Herausforderung war es meine Trinkflasche kurz nach Kilometer 5 zu bekommen. Ich hatte sie mit rot-gelben Pfeiffenputzern dekoriert, um sie schnell zu erkennen. Außerdem stand sie immer auf Tisch vier bei Kilometer 5, 9, 15, 20, 25, 30, 35 und 40. Da die Tische meistens am rechten Straßenrand positioniert sind, ordnete ich mich dementsprechend im Feld ein. Um das vorwegzunehmen: Ich konnte jede Flasche erfolgreich aufnehmen und genügend trinken. Lediglich bei Kilometer 40 überraschte mich, dass die Tische auf einmal auf der linken Seite standen, aber auch das war dann kein Problem mehr.
Kilometer 10 passierte ich zusammen mit vielen anderen Athleten in 31:59. Das passte genau in meinen Plan. Ich lief etwas versetzt zu Tobias an der Spitze unserer Gruppe, weil ich gerne einen freien Blick nach vorne habe. Dadurch habe ich zwar etwas weniger Windschutz, aber der hielt sich meiner Meinung nach noch in Grenzen und hat kaum gestört. Die Halbmarathonmarke erreichte ich nach 1:07:38h, was wieder genau in meinen Plan passte. Meine körperliche Verfassung war richtig gut, ich hatte noch keine besonderen Ermüdungserscheinungen. Ab Kilometer 25 hatte Tobias seinen Job erledigt und unsere Gruppe war auf sich allein gestellt. Ich übernahm dann den Großteil der Führungsarbeit, da sich die anderen direkt an meine Fersen hefteten. Ich fühlte mich aber stark und ich wollte eine gute Zeit, also lief ich fokussiert weiter. Meine Aufforderung sich abzuwechseln wurde leider ignoriert.

Der Knackpunkt beim Düsseldorf Marathon 2018 kam kurz nach 30km in Form von Krämpfen und so hörte ich auch dieses Mal in mich hinein, aber meine Muskulatur funktionierte einwandfrei. Interessanterweise wechselt kurz vor 30km die Art des Asphaltes, ich hatte das Gefühl, dass ich nicht mehr den gleichen Abdruck hatte wie zuvor. Dies änderte sich jedoch nach kurzer Zeit wieder. Bei Kilometer 33 sah ich dann, dass Philipp Pflieger am Straßenrand stand und ausgeschieden ist. Ab jetzt übernahm ich die Führung in der deutschen Wertung. Das war ein unglaubliches Glücksgefühl, das mich durchströmte als das Führungsfahrzeug vor mir fuhr. Auf der Uhr wurde mir dann eine Zielzeit von unter 2:15h angezeigt und ich dachte erst, dass es noch nicht richtig auf mich eingestellt sei. Aber dann schaute ich auf meine eigene Uhr, welche die projizierte Zielzeit bestätigte. Auch das führte zu einem guten Gefühl, jedoch war ich noch weit entfernt vom Ziel und ich zwang mich dazu Ruhe zu bewahren. Ich hatte das Gefühl immer schneller zu laufen und ich näherte mich Kilometer 40 immer mehr. Ich fühlte mich immer noch stark, meine Beine merkten jedoch deutlich die Müdigkeit. Aber ich malte mir im Kopf aus, wie es ist, als erster Deutscher beim Berlin Marathon durchs Ziel zu laufen. Und das trug mich die letzten zwei Kilometer bis ich endlich das Brandenburger Tor sah. Hier wurde es nochmal richtig laut und ich begann zu lächeln und ein weiteres Glücksgefühl breitete sich in mir aus. Ich kam dann dem Ziel näher und erwartete irgendwie, dass der Sprecher dort auf mich aufmerksam werden würde, was leider nicht passierte. Auch ein Zielband wartete nicht auf mich, ich wurde übersehen bzw. ist eine Sub 2:15h eben keine Olympianorm, ABER ich wollte den Moment einfach genießen und habe all meine Emotionen gebündelt und bin jubelnd ins Ziel gelaufen. 2:14:54h, Platz 37 und obendrein bester Deutscher beim Berlin Marathon. Ich konnte es kaum glauben. Ich hatte mein Ziel übertroffen und meine Bestzeit um 2:24 Minuten verbessert. Ich bin überwältigt. UNFASSBAR!

DANKE!

Ich möchte mich bei allen bedanken, die mich in der Vorbereitung unterstützt haben, die alle meine Launen aushalten mussten und die immer an mich glauben, auch wenn es mal nicht so rund läuft. In diesem Sport zählen Ergebnisse, der größte Anteil des Erfolgs bleibt jedoch unsichtbar. Natürlich möchte ich mich auch bei allen bedanken die an mich gedacht und mitgefiebert haben, die extra nach Berlin gekommen sind, um mich anzufeuern. Danke an die Leute, die mich zu Hause getrackt haben und genauso mitgefiebert haben und Danke für alle Nachrichten, die mich seitdem erreicht haben. Ihr seid spitze!