Der Paderborner Osterlauf ist mit seinen 71 Auflagen der älteste Straßenlauf Deutschlands und ein Start hat für viele Läuferinnen und Läufer am Karsamstag eines jeden Jahres Tradition angenommen. Seit 2012 ist der Osterlauf auch fester Bestandteil in meiner Wettkampfplanung und meistens eine erste Standortbestimmung nach dem Wintertraining.
Statistisch gesehen, konnte ich mich in jedem Jahr unter den Top20 platzieren. 2012 lief ich mit einer Endzeit von 30:19 Minuten auf den 17. Gesamtplatz und in meiner Karriere das zweite Mal unter 31 Minuten. In den darauffolgenden drei Jahren lieferte ich mit 30:06 (2013; Platz 18), 30:10 (2014; Platz 11) und 30:08 (2015; Platz 14) konstante Leistungen ab, bis ich im vergangenem Jahr endlich auch beim Osterlauf die 30 Minuten Marke mit 29:57min unterbieten und mit dem achten Platz auch meine derzeitig beste Platzierung in Paderborn erzielen konnte. Im Vergleich mit den nationalen Eliteathleten, die immer wieder zahlreich an den Start gehen, kann ich eine gute Bilanz vorweisen, denn seit 2012 konnte ich bis auf 2013 (Platz 4) jedes Jahr unter die Top3 der deutschen Wertung laufen und 2014 diese gewinnen.
In diesem Jahr hatte ich mir eine Zeit deutlich unter 30 Minuten und im besten Fall in Bestzeitnähe (29:42 Minuten in Bad Liebenzell 2015) vorgenommen. Dementsprechend gestaltete ich mein Abschlusstraining am Dienstag vor dem Wettkampf: Einmal 3000m im gleichmäßigen Renntempo; dann eine Runde traben und 5x 200m in 31 Sekunden mit 100m Trabpause.
Als ich am Samstag in Paderborn angekommen bin und das Elitezelt betrat, war ich positiv überrascht, wie viele deutsche Eliteläufer den Weg zum Osterlauf eingeschlagen haben. Da ich im Vorfeld keine Teilnehmerliste bekommen habe, hatte ich nicht mit einem derart großen Elitefeld gerechnet, denn viele sind erst kürzlich beim Halbmarathon in Hannover gestartet oder befinden sich über die Osterfeiertage in Trainingslagern. Insgeheim versprach ich mir ein schnelles Rennen, denn auch Philipp Baar, Julian Flügel, Fabian Clarkson und Philipp Reinhardt waren am Start. Außerdem beeindruckte die Kulisse der Athleten, die im Trainingsanzug der DLV Nationalmannschaft zu sehen waren.
Pünktlich um 12:40Uhr fiel dann der Startschuss und die erste Welle der über 4500 Läuferinnen und Läufer setzte sich in Bewegung. Wie gewohnt übernahmen die Läufer aus Ostafrika schnell die Führung und machten ordentlich Dampf. Zusammen mit Abdi Uya Hundessa führte ich die Verfolgergruppe an. Dicht gefolgt von u.a. Philipp Reinhardt, Fabian Clarkson, Ybekal Daniel Berye und Philipp Baar. Diese Konstellation änderte sich nicht bis zur Hälfte des Rennens. Durchgangszeit 14:51 Minuten. Jetzt übernahm Philipp Reinhardt die Initiative und ich konnte auch endlich mal einfach mitrollen. Eine kleine Schwächephase zwischen Kilometer 6 und 7 war dann der entscheidende Moment in der deutschen Wertung, denn Philipp nutzte diese, um eine kleine Lücke aufzureißen. Ich fing mich relativ schnell wieder und versuchte aufzuschließen, aber die Lücke zwischen uns blieb immer nahezu gleich. Nach 29:38 Minuten überquerte ich dann mit persönlicher Bestzeit völlig zufrieden die Ziellinie, denn es zeigt mir, dass das Training der letzten Monate gut war und ich auf dem richtigen Weg bin.
Rückblickend hätten wir wahrscheinlich noch schneller laufen können, wenn wir etwas besser zusammengearbeitet hätten. Ich laufe gerne von vorne, da ich so mein eigenes Rennen gestalten kann, freue mich jedoch, wenn man sich in der Tempoarbeit ein wenig abwechselt. Klar, die Bedingungen waren nicht die einfachsten, aber wir haben alle ein Ziel: Bestzeit laufen. Wirklich schnelle Zeiten läuft man jedoch nicht, wenn man sich versteckt.
In diesem Sinne,
bis bald und schöne Grüße
euer Jens