Barcelona sollte als Standortbestimmung dienen. Ich habe nach einem Rennen gesucht, das relativ früh im Jahr stattfindet und da kam der Halbmarathon sehr gelegen. Die Vorbereitung auf die neue Saison lief bis dato eher durchwachsen. Ich war zwar Anfang des Jahres für 10 Tage in Portugal, aber die Trainingsergebnisse waren nicht immer zufriedenstellend. Die letzten zwei Tage musste ich sogar ganz aufs Laufen verzichten, da sich ein Muskel in meinem Oberschenkel verhärtet hatte. Einen Physiotherapeuten hatte ich leider nicht zur Hand. Rückblickend hätte ich auf jeden Fall das Geld investieren sollen. Zurück in Deutschland konnte ich eine Woche nur Dauerläufe machen. Keine guten Vorzeichen für ein schnelles Rennen also. Darüber hinaus setzte sich ein hartnäckiger Husten fest, der auch bis zum Rennen in Barcelona an meinen Nerven zehrte. Auch das war natürlich leistungsmindernd und vielleicht hätte ich besser auf das Rennen verzichten sollen, denn Gesundheit sollte immer im Vordergrund stehen.
Der Start in der katalanischen Hauptstadt war um 8:45Uhr. Das heißt: 5Uhr Auftakt und dann Frühstücken. Um kurz vor acht habe ich mit der Aufwärmung begonnen. Die Bedingungen waren herausragend. Im Elitezelt und an der Startlinie wurde mir bewusst, dass ich es mit einer außerordentlich breiten Masse an Eliteläufern zu tun bekam. Das war definitiv motivierend, da man sich hoffentlich in einer homogenen Gruppe einordnen könnte, um in einem guten Tempo mit zu schwimmen. Auffällig war, dass gefühlt 90% der Starter im Nike Vaporfly unterwegs waren. Ohne diesen Schuh fühlte ich mich einerseits wie ein Rebell, auf der anderen Seite fragte ich mich, ob ich einen Nachteil haben werde. Meine Schuhwahl fiel auf den Takumi Sen von Adidas. Eigentlich komme ich ganz gut mit diesem Schuh zurecht, hätte aber im Rückblick eher auf den Adios setzen sollen, mit dem ich schon beim Berlin Marathon glänzen konnte.
Nach dem Start und der üblichen chaotischen Flucht nach vorne, versuchte ich schnell eine Gruppe zu finden, in der ich kraftsparend mitschwimmen konnte. Also folgte ich erst einmal den anderen deutschen Läufern, musste mir aber schnell eingestehen, dass zu diesem Zeitpunkt ein Tempo deutlich unter drei Minuten pro Kilometer zu schnell sind. Also konzentrierte ich mich auf mein eigenes Rennen und führte eine Zeitlang eine Gruppe mehrerer Läufer durch die Straßen von Barcelona, immer mit dem Ziel, der nächsten Gruppe von vorne wieder näher zu kommen. Bis Kilometer 10 ging das auch ganz gut. Dann merkte ich jedoch langsam die Ermüdung, die leider etwas zu früh für meinen Geschmack kam. So musste ich viele Läufer passieren lassen, ich versuchte mich bei jedem mit reinzuhängen. Auf der zweiten Hälfte verlor ich einfach zu viel Zeit, um eine vollends zufriedenstellende Leistung zu erzielen. Aber eigentlich bin ich mit der Leistung von 65:59 Minuten ganz zufrieden, da die Vorbereitung, wie schon gesagt, nicht optimal verlaufen ist. Jedoch wäre ich im nationalen Vergleich gerne weiter vorne gewesen und zumindest unter dem Europacup Standard. Aber meine Zeit kommt noch und ich bereite mich akribisch in Portugal auf den nächsten Anlauf vor.
Was nehme ich also mit aus Barcelona? Meine Grundlage ist trotz der vielen Schwierigkeiten auf einem ansprechenden Niveau, denn die 65:59 sind immerhin meine viertschnellste Zeit. Meine mentale Stärke, im Rennen bis zum Schluss zu kämpfen, ist ungebrochen. Ich muss die Grundlage jedoch noch ausbauen und mich weiter an das geforderte Tempo gewöhnen, damit ich auch auf der zweiten Hälfte wieder voll dabei sein kann.
Also wir sehen uns dann,
euer Jens