Die Gefühle nach so nem "Saisonhighlight" wie dem Ironman sind vergleichbar mit denen an Silvester – ähnlich wie man auf das Jahr zurückschaut, das hinter einem liegt, blicke ich auf die vergangenen Trainingsmonate zurück und frage mich: Was war alles gut? Was möchte ich beim nächsten Mal besser machen? Welche guten Vorsätze fasse ich mir?
Ich Pannenpilotin habe in der Woche nach dem Ironman erstmal mein Rennrad in die Werkstatt gebracht. Nicht nur der Schaltzug hatte es hinter sich, auch Ritzelpaket und Kette mussten erneuert werden. Das war bei der Inspektion, zu der ich mein Rad im April gebracht hatte, offensichtlich nicht aufgefallen. Mir ist es wirklich peinlich, dass ich mich – obwohl ich im zarten Alter von 9 Jahren mit dem Rennrad fahren angefangen habe – so wenig mit meinem Rad auskenne. Hat halt alles Papa erledigt früher. Und die Männer reißen einem ja direkt das platte Laufrad aus den Händen, wenn man mal platt fährt – geht dann halt schneller mit dem Wechseln, was soll man machen ;o) Ich will hier schon fast nicht erwähnen, was mir neulich passiert ist: Auf dem Rückweg von einer kleinen Radtour (ja, grad ist es geil auch mal nur 1-2 Stunden Rad zu fahren) hatte ich einen platten Vorderreifen. Dazu muss man erwähnen, dass ich in der Zeit vor Frankfurt spaßeshalber immer darauf gewartet habe, dass ich oder ein Trainingspartner endlich platt fährt, damit ich eben das Wechseln üben kann. Ist aber nicht passiert (und zum Glück im Rennen selbst auch nicht, ich wäre LOST gewesen!), ich dachte also: Juhu, endlich fahre ich platt, dann zeig ich hier jetzt mal meine Kompetenz, Ärmel hochkrempeln und los geht´s! Ich war allein unterwegs, also auch niemand dabei, der mit das abnimmt. Um es kurz zu machen: Ich bin schon daran gescheitert, den Mantel von der Felge zu bekommen und brauchte hinterher Hilfe von zwei wirklich sehr netten Bonner Mitbürgern. Hier besteht also dringend Handlungsbedarf und Vorsatz Nr. 1 ist: Rad-Expertin werden: Mein Rad besser hegen und pflegen und reparieren können!
Vorsatz Nr. 2: Wieder laufen lernen. Ich weiß nicht, was los ist, aber ich kann nicht mehr laufen. Ok, die Zeit wo ich es mal konnte (10km in 36:51, Halbmarathon in 1:22h und Marathon in 3:05), ist auch schon ein paar Jahre her und durch 3x pro Woche nur Dauerläufe wird man nicht schnell. Das war sowohl quantitativ als auch qualitativ einfach zu wenig. Ich weiß, dass ich 80-100km pro Woche gut wegstecke – in meiner Vorbereitung bin ich nur 30 oder 40km pro Woche gelaufen, von nix kommt halt nix. Daher entdecke ich aktuell hoch motiviert meine Lauf-Freude wieder und trainiere für den Köln Marathon Mitte Oktober. Ist vielleicht nicht die beste Wahl, um „schnell“ zu werden, aber nachdem ich in Frankfurt auf der zweiten Hälfte des Marathons so viel spaziert bin, möchte ich jetzt mal noch nen Marathon durchlaufen. Sonst wären die zwei 32km Läufe, die ich immerhin in der Vorbereitung für Frankfurt absolviert habe, ja völlig umsonst gewesen! Im Winter wollen wir dann so eine Laufserie mitlaufen, wo man 10km, 15km und Halbmarathon läuft. Also schön auch mal wieder die Schnelligkeit trainieren.
Vorsatz Nr. 3: Fettstoffwechseltraining. Mein Körper kommt hervorragend mit Kohlenhydraten klar. Weißbrot mit Nutella vorm Wettkampf, Gels und Riegel währenddessen, Cola auf der Laufstrecke – alles kein Problem. Auch in Frankfurt hatte ich keinerlei Magenprobleme. Ohne Kohlenhydrate geht bei mir nur leider auch gar nichts und wahrscheinlich war das der Grund, warum bei mir in Frankfurt auf der Laufstrecke irgendwann der Ofen ausgegangen ist. Werde ich wohl doch mal dieses Nüchterntraining angehen, was ich bei meiner Vorbereitung komplett ignoriert hatte. Nach den Virusinfekten im Frühjahr wollte ich nichts riskieren und mein Immunsystem stabil halten. Das mag Nüchterntraining nämlich gar nicht, weiß ich aus Erfahrung. Oft war ich nach so einer Einheit erkältet. Und bei den frühen Schwimmtrainings unseres Vereins, die 2x pro Woche um 7 Uhr morgens stattfinden und die einige Vereinskollegen ohne Frühstück abreißen, wird mir schwindelig, wenn ich vorher nicht was Kleines esse.
Die Sommerferien jetzt waren perfekt, um das mit dem nüchtern Laufen mal anzugehen. Im Urlaub am Gardasee waren die frühen Morgenstunden eh die beste Zeit zum laufen und da hatte man nach der Pizza am Vorabend auch noch keinen Hunger. Ok, ist schon leicht gefuscht, denn wirklich leer waren die Speicher dann nicht, aber man muss ja klein anfangen. Kaffee mit nem Schuss Milch trinke ich vorher auch, schon Pfuschen Teil zwei, aber egal. Unter den Bedingungen fiel mir ne Stunde ohne Frühstück laufen jedenfalls nicht schwer. Dankbar war ich für die zwei Laufdates mit meiner alten Gardasee-Bekanntschaft Nora, die mich mal aus meinem Langdistanz-Schlurfschritt rausgeholt hat :o)
Später zurück in Bonn habe ich die hardcore Variante des Nüchterntrainings ausprobiert: Dienstag abends nach dem Tempotraining wenig Kohlenhydrate, Mittwoch morgen schon noch Kaffee (ohne Kaffee, ohne mich!) und dann los. Alter Schwede, das war als würde mich jemand permanent hinten am T-Shirt festhalten. Ich kam kaum vorwärts, jede Oma hätte mich überholt! Mein innerer Monolog richtete sich an meine Zellen in dem Wissen, dass das hier jetzt nen ordentlichen Impact auf sie hat: "loos, produziert Mitochondrien!" Die fehlende Energie war schon deutlich zu spüren, Spaß ist was anderes, ich war sehr froh, den Wald direkt hinterm Haus zu haben und wenigstens die wunderbare, frische Waldluft genießen zu können, wenn sonst schon nix ging. Ne Stunde hab ich geschafft und zu Hause dann direkt was gegessen. Ich werde das mit dem Nüchterntraining nicht übertreiben, grad wenn der Schulalltag wieder los geht, brauch ich ein stabiles Immunsystem. Also maximal ein bis zweimal pro Woche. Und die hardcore Variante nur 1-2x pro Monat ;o)
Vorsatz Nr. 4: Krafttraining. Ich steh voll zu meinen "10 Minuten Yoga-Drills", die behalte ich bei, aber "Yoga allein reicht nicht", steht in dem Buch "Werde ein geschmeidiger Leopard" von Kelly Starrett, war mal New York Times Bestseller vor ein paar Jahren, passte zu meinem "wieder schneller laufen wollen - Vorhaben" und hab ich mir daher gegönnt. Bin ich jetzt im vereinsinternen Fitness-Studio angemeldet und habe bald mein erstes Probetraining. Da das Studio direkt über der Schwimmhalle ist, kann man das mit dem Schwimmtraining verbinden und da reichen mir wie beim Schwimmen ein- bis zwei Trainingseinheiten pro Woche.
Alles andere kann ich so lassen. Also vor allem den Spaß behalten und mich nicht mit irgendwelchen Zeiten und Zahlen stressen. Lieber Geduld haben und dem Körper Zeit für die Anpassung geben, als verletzt nicht starten zu können. Der Virusinfekt im Frühjahr kann auch gern ausbleiben, aber das hat man ja alles nicht immer selbst in der Hand.
Aus unserem Verein ist mittlerweile eine Truppe von 15 Leuten für Frankfurt 2020 angemeldet, das gibt ne Party :o)