Keine Sorge, ich bin noch „an Board“ und nehme mir jetzt endlich Zeit für ein Update. Es läuft wieder einigermaßen rund – Danke Körper, dass du das mitmachst und Danke Immunsystem, dass du dich endlich gefangen hast. Wer weiß, vielleicht haben die insgesamt drei Wochen Virusinfekt (= Trainingspause) mich auch davor bewahrt, mir eine überlastungsbedingte Verletzung zuzuziehen. Trotzdem stand ich zwischendurch kurz davor, mein Langdistanz-Projekt um ein Jahr zu verlängern und meinen Start auf 2020 zu verschieben. Ich komme hier nur unter extremem Schnauben die Treppen hoch, wie soll ich da in 10 Wochen einen Ironman finishen?? Meine Zweifel waren riesengroß.
Aber nun ziehe ich das durch. Das erste „durchhalten“ und „nicht aufgeben“ schon vor dem eigentlichen Startschuss. Ich habe mir Rat von erfahrenen Trainern aus meinem Umfeld geholt und mir (ganz nach dem Prinzip „Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt“ ) die Antwort herausgepickt, die mir am besten gefallen hat: Vier Monate konstantes Wintertraining ist schon mal ein super Fundament. Obendrauf kommen meine angesammelten Lebenskilometer. Und in 10 Wochen kann man noch ausreichend effektive Trainingsreize setzen. Zu 100% perfekt läuft es eh nie. Bei den Wenigsten läuft die Vorbereitung haargenau wie geplant. So ist das Leben, weiß ich eigentlich auch.
Das Oster „Trainingslager“ war für mich ein Reha-Lager, bei dem ich mich aktiv bremsen musste, um nicht zu viel zu machen. Über die Ostertage kam ja zum Glück der Sommer zu Besuch, sodass die geplante lange Radtour mit Freunden in der Heimat super schön war und die Sonne die Anstrengung wegstrahlte. Als Trostpflaster gab es nach 120km eine Eis- Pause vor dem Koppellauf. Zuerst Eis und dann koppeln ist eigentlich ideal. Man braucht nur eine Eisdiele, die etwa 10 bis 20 Kilometer von zu Hause entfernt liegt, sodass man das Eis ein bisschen sacken lassen sowie noch ein paar Kilometer auf dem Rad sammeln kann, um dann frisch gestärkt in die Laufschuhe zu steigen und loszulaufen. Unter Gruppenzwang dank meiner Freundin Jenny, die für Roth gemeldet ist, wackelte ich also wie ein richtiger Triathlon-Nerd mit Kettenabdruck-Tattoo am Schienbein und Sonnenbrille auf der Nase los zu meinem ersten Koppellauf, mal wieder feststellend, dass sich die Oberschenkel ganz schön komisch anfühlen nach 140km Rad fahren.
„Find your strong“ lese ich auf meinem Rucksack, den ich zum Schwimmen mitgenommen habe. Ja, dann find mal deine Stärke wieder, sage ich mir, genau wissend, dass sich die erste Einheit im Wasser schrecklich anfühlen wird nach drei Wochen Schwimmpause. War auch so, aber Schwimmen ist mir nicht wichtig. Da trägt mich der Neo, das wird schon...
Mittlerweile hat sich alles wieder eingependelt und ich habe immer noch einen Monat Zeit. Meine Motivation wurde durch die Erkältungsphase eher noch mehr in die Höhe getrieben, zumindest hängt mir das Training durch die längere Pause (noch) nicht zum Hals raus. Ein weiterer wertvoller Effekt ist, dass ich meine Erwartungen an mich vollkommen runtergeschraubt habe. Ich freue mich einfach riesig auf Frankfurt und werde dort frei von jeglichen Zielzeiten und Vorgaben meine erste Langdistanz über die Bühne bringen. An den Trainingsplan halte ich mich nur noch grob, ich hebe mir das Optimieren für nächstes Jahr auf. Für sklavisches Kilometer abspulen nach Plan bin ich eh nicht gemacht, es gab zu viele Gruppen – Events, bei denen ich dabei sein wollte. Ich bleibe auch erstmal eine Low-Budget Ironman-Frau: keine Wattmessung, kein Zeitfahrrad, kein Aero Helm, kein 250,- Euro Laufschuh -bisschen Rookie Style muss sein beim ersten Start ;o)
Man darf sich jetzt nicht verrückt machen aufgrund fehlender Trainingskilometer oder sonstigen suboptimal verlaufenden Gegebenheiten. Die letzten paar Wochen verletzungsfrei und gesund durchkommen, an sich glauben, Spaß am Training haben und die zwei Triathlons genießen, die vor Frankfurt geplant sind, gepaart mit dem Optimismus der Pippi Langstrumpf:
„Das habe ich noch nie vorher versucht, also bin ich völlig sicher, dass ich es schaffe!“