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Sportlerprofil by Larasch

Happy Triathlon - „Training“ in der Schwangerschaft

Mittlerweile bin ich im dritten Trimester angekommen. Es liegen also noch knapp drei Monate Schwangerschaft vor uns, wenn das Baby den errechneten Termin einhält. Langsam fühle ich mich wie ein kleines Walross. Vor allem beim „Aufrollen“ aus dem Bett und dem Aufstützen zum Aufstehen merke ich, dass mein Oberkörper einfach schwer geworden ist. Folgender Soundtrack für diesen Zustand kam mir neulich in den Kopf „Mach die Robbe, Robbe, mach die Robbe“ und ja, solche Musik kenne ich von meinen Grundschülern und manchmal bin ich selbst innerlich noch acht Jahre alt, dass ich mich über Lieder wie dieses gut amüsieren kann ;o) Aber ich mag es ein bisschen Humor mitzunehmen auf das letzte Drittel der Schwangerschaft.

Es ist seltsam, sich als sonst sehr mobiler, agiler und eher leichter Mensch auf einmal schwer und ja, manchmal auch unbeholfen zu fühlen. Socken und Hosen ziehe ich am liebsten im Sitzen an und fürs Schuhe zubinden muss ich wohl demnächst meinen Mann bitten. So muss sich das Seniorenalter anfühlen ;o) Durch die Kugel vorm Bauch verschiebt sich der Körperschwerpunkt, woran ich mich genau wie an das Zusatzgewicht erst einmal gewöhnen muss. Aber wen wundert das alles, wir befinden uns schließlich im letzten Drittel der Schwangerschaft, analog zum Ironman-Vergleich also am Beginn des Marathons. Da lief es auch noch ganz okay, aber man wusste genau, dass es am Ende nicht mehr so sein wird. Und in etwa so geht es mir jetzt gerade. Den Wechsel vom zweiten ins dritte Trimester merke ich körperumfangstechnisch deutlich und frage mich, wohin das jetzt in 12 Wochen noch wachsen soll und ob ich dann wohl nach vorne überfallen werde ;o) Wunderschön allerdings ist, dass die Tritte im Bauchraum immer kräftiger zu spüren sind und ich damit jedes Mal demonstriert bekomme: Genau Mutti, du bist hier nicht mehr alleine unterwegs!

Anatomisch wird es für mich halt langsam schwierig, weil ich mit knappen 1,60m Körpergröße nicht so viel Platz auf der Körperlängsachse mitbringe und der Bauch eben ordentlich nach vorne wächst. Die Finisher Shirts liegen inzwischen schön aerodynamisch eng an, aber passen noch, während ich in puncto Radhosen sehr dankbar bin, dass mir die großen Menschen aus meinem Freundeskreis mit Leihgaben aushelfen. Umstandsmode für Radsportlerinnen gibt es tatsächlich auch, aber erst seit neuestem. Das passt dazu, dass man als schwangere Frau von Spaziergängern sehr skeptisch beäugt wird, wenn man mit Kugel vorm Bauch durch den Wald joggt oder radelt. Als „normal“ gelten wir schwangeren Ausdauersportlerinnen wohl noch nicht, auch wenn das Bild der ständig ruhenden schwangeren Frau mittlerweile überholt ist.

Sicherlich ist die Schwangerschaft die falsche Zeit, um plötzlich voller Ehrgeiz mit Ausdauersport zu beginnen, wenn man vorher gar nichts gemacht hat. Aber es gibt keinen Grund, plötzlich damit aufzuhören, wenn regelmäßiges Ausdauertraining zuvor ein fester Bestandteil des Lebens war. Denn dann ist der Körper auch dementsprechend ausgestattet, mit einem ausreichend kräftigen Korsett aus starken Muskeln, Sehnen und Bändern. Hormonhaushalt und Gehirn sind an regelmäßige körperliche Aktivität gewohnt und würden durcheinandergeraten, wenn diese Bewegung auf einmal wegfallen würde. Vorausgesetzt natürlich, man fühlt sich danach. Viele Frauen haben vor allem in den ersten drei Monaten mit starker Übelkeit zu kämpfen und natürlich sollte das Sport treiben nicht erzwungen werden, sondern eben nur nach Lust und Laune erfolgen. Mehr als ohne „baby on board“ müssen Ruhephasen dennoch auch wirklich beachtet werden. Am besten ist ein Gleichgewicht aus lockerem Sport und zugleich auch viel Ruhe und Entspannung. Glückshormone kommen durch die Nabelschnur auch beim Baby an und die sind sicherlich gesünder, als Stresshormone. Auch für den Körper der Mutter ist mentale Ausgeglichenheit angenehm, denn nicht selten kommen Schmerzen wie Rückenverspannungen von psychischer Anspannung. 

Bisher macht mein unterer Rücken alles gut mit, was ich wahrscheinlich dem regelmäßigen Yoga zu verdanken habe. Klar verspüre ich ab und zu auch mal ein Ziehen und auch ich muss beim Bücken auf die richtige Körperhaltung achten: Knie spreizen und beugen, damit der Bauch Platz hat und Rücken gerade halten. Vieles macht man automatisch, weil es gar nicht anders geht oder weil falsche Bewegungen mit Schmerzen bestraft werden. Bei der aufrechten Sitzposition auf dem MTB wird der untere Rücken gut trainiert und nicht wie auf dem Rennrad unnötig gestreckt. Und auch beim Joggen habe ich das Gefühl, dass Rücken, Nacken und Hüfte gut entspannen können. Vor ein paar Tagen dachte ich, dass es das nun gewesen sei mit meinen Joggingrunden und dann hatte ich doch wieder Lust und es klappte für 5km recht gut. Kleine Schrittchen und ganz gemütlich im 6er „Pace“. „Die rollt gut“ musste ich mir schon mal von nem Trainer anhören. Mit Kniehub und nem federnden Laufschritt war da auch vor der Schwangerschaft nicht viel bei mir. Daher muss ich mich für die kleinen Schrittchen nicht mal groß umstellen. Ich bin auch früher gern mal sehr gemütlich durch den Wald gejoggt und kann das genießen. Zum dritten Trimester hin habe ich die Kilometerzahl von 12km immer weiter runtergeschraubt und bin jetzt eben bei 5km angelangt. Mein Puls ist beim Laufen recht hoch, was wohl normal ist, wenn man plötzlich 5 Liter mehr Blut durch den Körper pumpen muss. Probleme mit Schwindel oder dem Kreislauf, so wie sie in den Schwangerschaftsbüchern beschrieben werden, habe ich immerhin gar nicht. Ein trainierter Körper bringt schon einige Vorteile. Schwangerschaftsdiabetes ist trotz regelmäßigem Schoko-Konsum kein Thema. Die Blutwerte, allen voran der Hämoglobinwert, sind top.

Wenn ich das wärmer werdende Wetter und die Lage mit den geschlossenen Schwimmbädern gekoppelt mit der Relevanz, die der Sport für die Bundesregierung hat (nämlich keine) beobachte, kommt in mir der Wunsch nach Umstandsmode-Neoprenanzügen auf, denn Schwimmen mit der Kugel wär jetzt langsam echt was feines und mit nem entsprechenden Neo könnte ich dabei sein, wenn es in den See geht ;o)

Dank der frühlingshaften Temperaturen finde ich Radfahren jedenfalls inzwischen viel angenehmer als Laufen. Also laufe ich nur noch ein bis zweimal die Woche und genieße meine Frühlings -Radkilometer ungewohnter Weise mal nicht auf dem Rennrad, sondern auf dem Mountainbike. Ist auch mal schön, nicht völlig verdreckt aus dem Wald zurückzukehren und auch mal in kurzer Hose auf dem MTB zu sitzen. Im schwangeren Zustand wird mir beim Sporteln schnell warm, sodass ich da mit Kurzarmtrikot und kurzer Hose schnell vorne mit dabei bin. Ja, auch auf dem MTB kann man sich den begehrten Radabdruck holen ;o)

Laufen wird bald durch Walken ersetzt – aber ohne Stöcke, das kommt dann wirklich erst im Seniorenalter ;o) Armmuskeln hin oder her. Die trainier ich grad noch so halbherzig 1x pro Woche für 3x 20 Züge mit dem "Zugseil" (= dem abgeranzten, roten Theraband, das meine Mutter für mich aussortiert hat). Ja, mein Ehrgeiz könnte da größer sein, aber ich frage mich wozu. Mir reicht es, nicht komplett abzusaufen, wenn ich Anfang Mai als kleines Walross in den See springe. Und Triathlon Wettkämpfe stehen für mich wohl erst nächstes Jahr wieder an. Diese zweite Corona-Saison setze ich auch aus. Aber ich drücke uns allen ganz feste die Daumen für geöffnete Schwimmbäder und einen Triathlon Herbst mit vollen Wettkampf-Wochenenden. Denn zumindest zum Anfeuern am Streckenrand wollen wir dann wieder mit dabei sein!!